Sellin. Die Arbeiten für den Rohbau werden in den nächsten Wochen abgeschlossen: An Rügens wohl größter Baustelle unweit der Selliner Seebrücke nimmt das neue Kurhaus Formen an. In Top-Lage an Hochufer und berühmter Wilhelmstraße entsteht hier als Nachfolgebau des 2021 abgerissenen Kurhauses eine neue luxuriöse Ferienanlage mit 108 Apartments, einem 1.000 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit Pool, Behandlungsräumen und Saunen, einem 250 Quadratmeter großen Restaurant und drei Geschäften im Erdgeschoss sowie einer zweigeschossigen Tiefgarage.
In dem Gebäude-Ensemble mit drei Häusern werden dann insgesamt 80 Wohnungen für die touristische Nutzung als auch 28 für Eigennutzer zur Verfügung stehen. Bauherr ist die Grundstücksgesellschaft Kurhaus Sellin GmbH & Co. KG, die als Tochtergesellschaft der Primus Holding AG agiert.
Das neue Selliner Kurhaus soll voraussichtlich im dritten Quartal 2025 fertiggestellt sein. Durch Material-, Liefer- und Mitarbeiterengpässe würden allerdings Verzögerungen auftreten. „Trotz dieser Herausforderungen sind wir mit dem aktuellen Baufortschritt sehr zufrieden und sehen einer fristgerechten Übergabe an die Eigentümer positiv entgegen“, so Klaus Prokop von der Primus Immobilien AG Berlin.
Das Projekt beinhaltet drei Gebäude-Bauteile, die jeweils unterschiedliche Architekturstile repräsentieren. „Es gibt zwei oberirdische Baukörper, die unterirdisch über eine gemeinsame Tiefgarage verbunden sind“, so Prokop. Beim dritten Bauteil, dem sogenannten Schweizer Haus, handelt es sich um einen Architekturstil, der an ein traditionelles Chalet erinnert.
In das Mega-Bauprojekt fließen Investitionen in Höhe von 66 Millionen Euro, so Prokop. Betreiber des neuen Selliner Kurhauses ist die Vela Hotels AG, eine 100-prozentige Tochter der Primus. Die Luxus-Ferienanlage wird aber kein Hotel im klassischen Sinne sein: Das neue Betreibermodell sieht vor, dass private Käufer die Hotelsuiten erwerben und sie an eine Hotelbetreibergesellschaft vermieten – in diesem Falle an die Vela Hotels AG.
Haben Inflation, Immobilienflaute und das geplante LNG-Terminal auf Rügen Auswirkungen auf Nachfrage und Verkauf? „Seit dem 24. Februar 2022 hat sich die Nachfrage verringert. Dennoch profitieren wir von unserer exzellenten Lage, welche nach wie vor sehr beliebt ist“, so Prokop. Die Preise würden unverändert bleiben, da die erstklassige Lage und die einzigartige Innenarchitektur eine hohe Wertstabilität gewährleisten würden.
Die teuerste Wohnung wird aktuell für 2,579 Millionen Euro angeboten: Ein Penthouse mit einer Größe von 142 Quadratmetern und einer Dachterrasse mit atemberaubenden Panorama-Meerblick. Die günstigste Wohnung kostet 349.900 Euro inklusive Inventar und ist 34,4 Quadratmeter groß.
Von den 108 Ferienwohnungen seien bisher 16 verkauft worden, weitere 22 seien derzeit reserviert. „Unsere Käufer kommen hauptsächlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir haben sehr viele Kunden aus Hamburg und Berlin“, so Prokop. Die Mehrheit der Käufer entscheiden sich dafür, ihr Apartment zur Ferienvermietung anzubieten. Der Start des Hotelbetriebs ist für November 2025 geplant. Die Übernachtungspreise werden, je nach Saison sowie Größe und Lage der Wohnungen, zwischen 100 und 600 Euro variieren.
Für die drei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss gibt es bereits Interessenten. „Bisher wurde ein Laden an eine Eisdiele verkauft, während die anderen beiden Einheiten von einem einheimischen Textilmodeunternehmen angemietet wurden“, so Prokop. Für das Restaurant gebe es bereits ein Gastronomiekonzept, das derzeit aber noch ein Betriebsgeheimnis sei.
Wechselvolle Geschichte
Die Primus Immobilien AG Berlin hatte 2016 das rund 20 Jahre alte Travel Charme Kurhaus Sellin erworben. Das frühere Vier-Sterne-Hotel mit 96 Zimmern und Restaurant, das in den Wintermonaten geschlossen war, segelte ab Ende 2018 unter der Flagge der Vela Hotels AG, die auch das neue Kurhaus betreibt. Im November 2019 wurde das Hotel geschlossen und 2021 abgerissen.
Am Standort wurde 1887 das Hotel Fürst Wilhelm eröffnet, das ab 1909 Kurhaus hieß. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es in „Hotel Frieden“ umbenannt, war von 1961 bis zur Wende Ferienhotel des Reisebüros der DDR und wurde 1990 wieder auf „Kurhaus“ getauft. 1994 folgte der Abriss des baufälligen Gebäudes. Travel Charme baute an gleicher Stelle eine Luxusherberge, die 2001 eröffnet wurde.
Von Gerit Herold, Ostseezeitung